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Strömungspumpen - Wichtig oder Unwichtig?

In diesem Beitrag befassen wir uns mit dem Thema "Strömungspumpen" und der "Wichtigkeit" im Malawiseeaquarium. 
 

Strömung im Malawisee:

Im Malawisee herrscht an einigen Stellen im See durchaus eine extreme Strömung. Dies sollte aber nicht auf den gesamten See impliziert werden. 
An den stark umströmten Stellen im See, wie z.B. der wellenumspülten Felsküste, findet man nur vereinzelt feste Populationen unserer geliebten Buntbarsche. Meist trifft man dort lediglich auf umherstreifende Mbuna. Die Futteraufnahme (abraspeln von Aufwuchs auf den Felsen) ist dort nicht wirklich einfach für die Buntbarsche.
Orte mit einer solch starken Strömung gibt es aber eher selten im See! Die meisten von uns im Aquarium gepflegten Arten kennen keine starke Strömung aus ihrer natürlichem Heimat!
Das Wasser steht an den strömungsärmeren Orten zwar nicht still, aber von einer wirklichen Strömung ist nicht mehr unbedingt zu reden. Dies belegen unzählige Unterwasseraufnahmen von bekannten Tauchern. Auch der Erfahrungsaustausch mit Leuten, die regelmäßig am See tauchen sind, bestätigen dies. 
Die meiste Strömung - Seeweit - wird wohl durch das Wetter erzeugt. Also an eher regnerischen und stürmischen Tagen am Malawisee, bekommen die Buntbarsche dies auch unter Wasser zu spüren. Solche Tage sind aber zum Glück NICHT die Regel!
Fazit: Es herrscht eine ordentliche Oberflächenbewegung, aber keineswegs eine dauerhaft starke Strömung. Stark umspülte Felsbereiche bilden eher die Ausnahme.
Die Annahme, dass Mbuna eine stärkere Strömung, als NonMbuna benötigen, kann so also nicht bestätigt werden. Denn vielerorts leben Mbuna, sowie einige NonMbuna im selben Lebensraum!
Im Video sieht man an den Schwebeteilchen im Wasser sehr gut, wie ruhig das Wasser eigentlich ist und keine extremen Strömungen herrschen! Diese Beobachtung ist kein Einzelfall!
 

Aufgabe(n) der Strömungspumpe im Aquarium:

Aufgabe 1:
Eine Strömungspumpe schafft im Aquarium, wie der Name schon sagt eine gewisse Strömung. Je nach Dimensionierung, fällt diese Strömung mal stärker, oder eben etwas schwächer aus.
Aufgabe 2 - (Nebenaufgabe) :
Neben der Strömung erfüllt die Strömungspumpe aber einen weiteren SEHR wichtigen Zweck im Aquarium. Sie bewegt bei richtiger Positionierung die Wasseroberfläche - Die Strömungspumpe sollte dafür schräg gegen die Wasseroberfläche gerichtet sein!. Durch die gebrochene und ständig in Bewegung stehende Wasseroberfläche wird vorhandenes CO2 durch einen besseren Gasaustausch ausgetrieben. Gleichzeitig wird das Wasser mit Sauerstoff angereichert. Dieser gesamte "Prozess" bringt einen positiven "Nebeneffekt" mit sich - Der PH-Wert steigt.
Wie wir im Beitrag "Wasserwerte" schon geschrieben haben, streben wir einen "relativ" hohen PH-Wert an. Daher spielt uns dies sehr in die Karten!
-> Die eigentliche "Nebenaufgabe" wird nun zur Hauptaufgabe - Dazu im Verlauf des Berichtes mehr.
Strömung
Strömungspumpe (4500L/h)
 

Wie stark sollte eine Strömungspumpe also nun sein?

Diese Frage ist pauschal nicht zu beantworten. Dennoch können wir euch ein paar Anhaltspunkte und Anregungen mit auf den Weg geben.
Man sollte bedenken, dass das Aquarium ein geschlossenes und künstliches Biotop ist. Dies bedeutet, dass Fische bei zu starker Strömung nicht "mal eben" in tiefere strömungsärmere Bereiche abtauchen, oder sich zwischen Felsen in störmungsgeschützen-Bereichen aufhalten können.
Die Tiere sind dauerhaft der Strömung ausgesetzt. Es ist also UNSERE Aufgabe, die Strömung so stark wie nötig und so schwach wie möglich zu halten. 
Hier gibt es in unseren Augen 2 wichtige Faktoren. Die Faktoren liegen in der Filterung!
Wird mittels HMF und Lufthebern gefiltert, oder mit eventuellen Außenfiltern/Förderpumpen/Filterbecken?
Ein HMF, welcher mittels Lufthebern betrieben wird, erfüllt die gleiche nützliche Nebenaufgabe, wie die Strömungspumpe. Der Luftheber treibt CO2 aus, reichert das Wasser mit Sauerstoff an und erhöht somit den PH-Wert. Ein gut eingestellter HMF mit Lufthebern bewegt zudem auch anständig die Wasseroberfläche, um für zusätzlichen Gasaustausch zu sorgen! Eine angemessene und verträgliche Strömung für die Tiere ist hier bei anständig eingestellten Lufthebern ebenfalls gegeben.
Ein Außenfilter hingegen bewegt "lediglich" die Wasseroberfläche (meist nicht komplett), um einen Gasaustausch zu erzeugen. Der Gewinn an Sauerstoff und einem steigenden PH-Wert ist je nach Beckengröße nicht mehr gegeben. Benutzt man einen stärkeren Außenfilter mit bspw. 1800L/h Pumpenleistung in einem Aquarium mit 150cm Kantenlänge, sieht das schon wieder ganz anders aus. 
Wir benutzen die Strömungspumpe also hauptsächlich, um den PH-Wert und den Sauerstoffgehalt zu erhöhen. 
 
Tropheops sp. mauve yellow Michael Ehmann
Tropheops sp. "mauve yellow" - Vor bewegter Oberfläche
 

Empfehlung: 

Filterung mittels gut eingestelltem HMF mit Lufthebern - Es ist eher keine Strömungspumpe notwendig. Sollte es dennoch größere Mulm-Ansammlungen geben, kann man eine KLEINE Strömungspumpe ergänzen. 
Filterung mittels Außenfilter (nicht Überdimensioniert) - Es ist eine kleine Strömungspumpe "notwendig". Mehr, um den PH Wert nach oben zu bringen und einen besseren Gasaustausch zu realisieren, als wirklich DAMPF im Aquarium zu schaffen.
Beispiel - HMF: In Rebeccas 1,8m (180x60x60cm) Aquarium betreiben wir 2 HMF mit je 2 Lufthebern aus dem Barschkeller. Es ist keine zusätzliche Strömungspumpe installiert.
Beispiel - Außenfilter: In meinem 2m (200x60x60cm) Aquarium betreibe ich 2 Außenfilter (1200L/h und 1400L/h) und habe eine Strömungspumpe mit 4500L/h verbaut. Die Strömungspumpe läuft 24/7 und ist vollkommen ausreichend!
Es macht übrigens keine Sinn die Strömungspumpen nachts, oder zwischendurch abzuschalten. Denn der positive Nebeneffekt ist dann ebenfalls "deaktiviert". Das würde bedeuten, dass nachts (oder eben zwischendurch) der Sauerstoff- und PH-Gehalt sinkt. Dies sollte unbedingt vermieden werden. Denn solche Änderungen erzeugen Stress bei den Tieren!
 

Kann die Strömung zu stark sein?! Wenn ja - Macht das krank?!:

JA und JA!
Eine (dauerhaft) zu starke Strömung führt zu enormen Stress für die Tiere. Enormer Stress wiederum führt unweigerlich zu Krankheiten, oder Parasitenbefall. Vor allem Darmparasiten vermehren sich bei Stress rasant! 
In den letzten Jahren war ein vermehrter Anstieg von stressbedingten Krankheiten in der "Szene" zu beobachten. Hier sollte neben allen anderen Faktoren auch die Strömung bedacht werden! Der "Strömungspumpenwahn stieg die letzten Jahre leider stark an"
 
Berichte, wie "Strömung zum Stressabbau", "Je stärker die Strömung, desto besser", oder "Sport für die Buntbarsche" sind absolut irreführend, falsch und haben schon den ein oder anderen Parasitenbefall und stressbedingte Folgekrankheiten im Aquarium hervorgerufen! Ein wirklich unnötiger Grund, wie wir finden! Solche Berichte tragen leider zum o.g. "Strömungspumpenwahn" bei. 
Empfehlungen, wie z.B. 8000L/h Strömungspumpen für Aquarien mit 150cm Kantenlänge sollten BITTE nicht ernst genommen werden! 
Noch einmal! Die Strömung sollte so stark wie nötig und so schwach wie möglich gehalten werden!
 
Ich habe mich die letzte Zeit mit mehreren Leuten über dieses Thema unterhalten und wir sind gemeinsam zum selben Ergebnis gekommen. Tiere, die in einer geringeren Strömung (im Aquarium) leben, sind durchaus aktiver, robuster, farbenfroher und weniger stressanfällig. 
Sollte der Sauerstoffertrag im Wasser ausreichend hoch sein (wenn z.B. über HMF gefiltert wird), ist eine Strömungspumpe nicht unbedingt von Nöten, sofern der Filter für ausreichend Wasserbewegung sorgt. 
 
Author: Steven Sasin
Bericht: Malawi-Germany
Bilder: Steven Sasin, Michael Ehmann
Video: Pete Barnes